Die Erste Vorsitzende des Fördervereins, Hannelore Schimpf, und Osterfeld-Geschäftsführer Gerhard Baral sitzen auf den knallroten Sesseln im Großen Saal, die erst vor Kurzem eine neue Polsterung erhalten haben. Foto: Seibel

Das Kulturhaus blickt auf schwarze Zahlen und auf eine neue Partnerschaft

Von Pforzheimer Zeitung Mitarbeiterin Kristin Bauer

Mit einem lachenden und einem scheinbar schon lange weinenden Auge betrachtet Gerhard Baral den Geschäftsbericht des Kulturhaus Osterfeld: Zum ersten Mal in seiner Geschichte schreibt das soziokulturelle Zentrum schwarze Zahlen (knapp 2000 Euro Überschuss). Und trotzdem fühlt sich der Geschäftsführer vom Land – von der Stadt auch irgendwie – und erst recht von der Politik nicht so recht wertgeschätzt, angesichts dessen, was das Osterfeld leistet: Allein im vergangenen Jahr hat das Kulturhaus rund 31 Prozent mehr Besucher und Nutzer erreicht als noch 2009.

Das heißt: Knapp 146.000 Menschen haben sich Kleinkunst, tolle Musik und Theater angeschaut oder die unzähligen Treffs und Kurse besucht. Überhaupt zeigen alle Zahlenentwicklungen nach oben: Der Internetauftritt wird immer öfter angeklickt, die Besucherbewertungen fallen durchweg positiv aus, und auch die eigen erwirtschafteten Mittel stiegen im vergangenen Jahr leicht an. “Das Osterfeld hat unter allen soziokulturellen Zentren im Land die meisten Belegungen. Jeder Euro, der hier investiert wird, fließt doppelt in die öffentliche Kasse zurück”, rechnet Barals Stellvertreter Bernd Kotz vor.

Im Vergleich: Wenn landesweit jeder Theaterbesuch mit 99,31 Euro gefördert werde, erhielten soziokulturelle Zentren nur 4,88 Euro. Dabei sind sie, was die Besucherzahlen angeht, weitaus beliebter, als des Deutschen liebstes Kind: 2009 haben laut Geschäftsbericht 24 Millionen Menschen ein solches Zentrum besucht. Die erste und zweite Bundesliga hatte in der vergangenen Spielzeit “nur” 17,33 Millionen Besucher.

Ein weiteres Beispiel für die Zukunftsorientiertheit des Hauses soll die Partnerschaft mit dem Theater Lindenhof auf der Schwäbischen Alb sein: Nach langer Planungsphase findet am 21. Oktober die erste Gastvorstellung des kritischen Volkstheaters in der Goldstadt statt. Ein besonderes Kooperationsmodell mit der Stadt Pforzheim macht es möglich: Das Osterfeld knapst einen Teil seines Etats für das Lindenhof-Theater ab und verrechnet das dann wieder mit den Gastspielen. Um den laufenden Betrieb zu gewährleisten, unterstützt der Förderverein des Kulturhaus Osterfeld das Haus immer wieder. Jüngst mit einer neuen Polsterung für die bekannten roten Sessel im Großen Saal. Der Förderverein hat rund 500 Mitglieder, die jährlich bis zu 100.000 Euro spenden.

Die Gespräche mit dem Theater Lindenhof sind uns schon fast peinlich. Das ist, wie wenn sich zwei Bettler im Straßengraben unterhalten. Unsere Finanzralität ist eine wie im Armenhaus.

Gerhard Baral

Geschäftsführer des Kulturhauses Osterfeld über die finanzielle Lage des soziokulturellen Zentrums und des Theaters Lindenhof

Fotos: Gerhard Schimpf